Ist eine Kapitelüberschrift in dem lesenswerten Buch "Essen kann jeder" von Philipp Weber. Chemiker. Einer mit Humor.
Der da schreibt:
"Auch wenn ich nicht so leicht in Panik gerate und eine Stimme der Mäßigung im Meer der allgemeinen Ernährungshysterie sein möchte, bezweifle ich, dass unser Körper mit diesem Waffenarsenal der Lebensmittelkampfstoffe souverän umgehen kann. Wir dürfen nicht vergessen: Der Mensch ist ernährungsphysiologisch noch immer auf das Nahrungsangebot der letzten Steinzeit eingestellt, als wir noch Sammler und Jäger waren. Gewissermaßen irren wir mit knurrendem Magen auf der Suche nach Beeren, Wurzeln, Wild und Aas durch den Supermarkt. Und ständig wird unser armer, alter Steinzeitdarm mit Errungenschaften der modernen Lebensmittelchemie traktiert, die selbst einer Kläranlage Verdauungsprobleme bereiten würden."
Der arme, alte Steinzeitdarm. Thema von inzwischen 42 % der Deutschen. Die ihr Essen nicht mehr vertragen. Mehr oder weniger. Die täglich, jeden Tag an Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall leiden. Erinnern Sie sich an Lisicki, die Tennisspielerin? Die genau deshalb aufgeben musste? Hier jedenfalls bekommen wir eine Ahnung davon, wo diese rapide Lebensmittelunverträglichkeit in Deutschland herrührt. Denn:
Es gab eine Zeit, das wogten keine robusten Hochleistungsweizenfelder im Wind. Nur vereinzelt wuchsen ein paar Wildhaferhälmchen. In dieser Zeit lebte der Steini. So etwa vor 50 000 Jahren. Er hatte sich noch nicht am Acker niedergelassen und Getreide zur Hauptmahlzeit gemacht. Er wusste nix von Emulgatoren, Säureregulatorien, Stabilisatoren, Farbstoffen, Konservierungsstoffen, Weichmachern, Säuerungsmitteln, Backhilfsmitteln, Treibstoffen... Die gab’s nicht in der Steinzeitschüssel. Der Mensch damals hatte einen Stoffwechsel, der war weder auf Tütensuppen eingestellt noch auf Windbeutel. Auf dem Speiseplan der Jäger und Sammler stand: Ein paar fette Maden, viele magere Frösche, Vogeleier, jede Menge Nüsse, Pilze, Wurzeln und Blätter, Beeren und andere süße Früchte, Samen und ab und zu ein Antilopensteak – und vor 20 000 Jahren schmorte schon Fisch im Tontopf. Heißt Neudeutsch: Paläo-Diät. Die Urkost hat die Menschen gesund gehalten und die Entwicklung des Gehirns aktiviert. Und ist heute voll im Trend. Nur ein wenig abgewandelt:
Quelle: "Der forever young Code" erschien Frühjahr 2014.
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