Wir Nicht-Mediziner

Schickt mir ein Doktor, ein Nichtmediziner, ganz verzweifelt das Ergebnis einer modernen Vitaminstudie mit der Frage „Wie geht man als Nichtmediziner mit solchen Ergebnissen um?
Was soll man davon halten?“

Gemeint ist die soeben veröffentlichte Physicians Health Study II, in welcher 14.700 US Ärzte, über 50 Jahre, täglich entweder Vitamin E (400 IU) oder Vitamin C (500 mg) oder Placebo bekamen.

Im Verlauf von 8 Jahren bekamen alle drei Gruppen etwa gleich viel Prostatakarzinom. Schlussfolgerung der Studie „Vitaminpillen schützen Männer nicht vor Prostatakrebs“.

Glatt falsch. Natürlich. Ein Wissenschaftler, ein Physiker wie ich liest in der Studie nichts von „Vitaminpillen“, sondern er liest „500 mg Vitamin C“. Kleiner Unterschied. Dass eine in der Natur nicht vorkommende Dosis, also eine viel zu kleine Dosis, also eine Placebo‐Dosis von 500 mg Vitamin C nichts bringt, ist seit nunmehr 60 Jahren bekannt. Schon der doppelte Nobelpreisträger Pauling sprach von minimal 3 Gramm, meinte für sich persönlich 10 Gramm täglich. Und wie Sie wissen, produziert jedes Lebewesen, jedes Tier, die Natur so etwa 5 Gramm bis 100 Gramm täglich im Körper.

Irgendetwas wird die Natur sich dabei gedacht haben. Von 500 mg war nie die Rede. Das Studienergebnis ist also völlig selbstverständlich.

Und bei Vitamin E wissen wir seit 40 Jahren (Professor Esterbauer, Graz), dass es wohl eher ein Verbrechen ist, Vitamin E für sich allein zu verabreichen. In der Natur kommt Vitamin E immer nur mit Vitamin C zusammen vor. Das hat einen guten Grund: Vitamin E hat eine biologische Halbwertzeit von 40 Minuten. Dann wandelt es sich vom Antioxidans selbst in ein freies Radikal um. Wird also schädlich. Man erreicht also in solchen Studien genau das Gegenteil von dem was man wollte. Ich wundere mich da eher, dass unter Vitamin E, alleine gegeben, nicht mehr Krebs aufgetreten ist.

Simple, wissenschaftliche Tatsachen, die immer, immer, immer wieder ignoriert werden.

Wir Menschen sind komische Wesen.