Artikel #778 vom 27.04.2016
Pflicht des Arztes, dachte ich damals, sei es zu helfen. Nämlich wörtlich, laut Gelöbnis: „…die Gesundheit zu erhalten und wieder herzustellen…“ Ein ungewöhnlicher Satz. Das mit dem wiederherstellen verstehen wir ja. Aber das mit dem erhalten?
Heißt nämlich, dass das Bild des Arztes ausgeweitet werden muss. Er ist verantwortlich für ALLE. Nicht nur die Hilfesuchenden. Sondern auch für die Gesunden. Er hat deren Gesundheit zu erhalten. Nennt man präventive Medizin. Die steht auf einem gar schwachen Bein in Deutschland. Wissen wir natürlich.
Aus dem einfachen Grund: Wenn es einem gut geht, lässt man sich’s auch gut gehen. Und achtet auf die wohlmeinenden Ratschläge des Fachmannes, des Arztes eben nicht. Wissen wir alle. So ist der Mensch.
Darf der Arzt das hinnehmen? Ich persönlich glaube: Nein. Er muss sich aufdrängen. Er muss penetrant werden. Er muss RAUS: Ärzte gehören ins Fernsehen, Ärzte gehören auf den Büchermarkt, Ärzte haben Vorträge zu halten. Ärzte gehören in die Medien:
Wenn Deutschland Tag für Tag nicht nur von Krieg und Leid, sondern von der Tatsache, dass Kohlenhydrate nicht zuträglich sind, hören würde, würde etwas passieren. Die gelungene Aufklärungskampagne gegen das Rauchen hat uns ja die Augen geöffnet. Ganz erfreulich. Funktioniert also, wenn man möchte.
Wenn man möchte.
Sehen Sie, das glaube ich, ist der Hintergrund der DocFit-App von Professor Halle, München. Der beginnt an der Quelle. Der beginnt bei den Ärzten selbst. Der stellt zunächst fest, dass Ärzte, genau wie die übrige Bevölkerung, zu 80% ausgesprochen unfit sind. Zunächst Privatsache. Einverstanden. Nur, denkt sich Professor Halle, werden solche Ärzte wohl kaum Fitness anmahnen. Werden wohl kaum zum Joggen anhalten. Werden den Patienten wohl kaum drängen, tatsächlich, heute beginnend Sport zu treiben. Noch einmal: Heute beginnend.
Und das möchte er ändern. Listig. Geschützt durch die Tatsache, dass er ein deutscher Professor und unkündbar ist.
Da hatte ich´s ein bisschen schwerer, wie Sie wissen. Ich war nicht geschützt. Hab’s aber auch geschafft. Wenn Sie wüssten, wie viele Ärzte inzwischen meine Patienten sind.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz