Artikel #808 vom 22.08.2016
Mich freut immer, wenn einem Patienten diese Schlussfolgerung gelingt. Wenn er irgendetwas in seinem Leben ändert, plötzlich seine Krankheit verschwindet oder er von seinen Medikamenten los kommt und er dann schlussfolgert: Offenbar hatte ich bisher etwas falsch gemacht. Aber wenden wir diese allgemeinen Gedanken doch einmal speziell an. Auf die mail des Tages:
Das kann nicht sein. Das bildet die Dame sich nur ein. Denn ich hab´s schriftlich vom Chef der Leitlinien-Kommission der DGE, von Herrn Professor Dr. Hauner aus München:
Aber weiter im Text
Neben dem Übergewicht also Depression. Bipolare Störung. Seltsame Stress-Attacken. Vier Mal im Krankenhaus. Und da fängt die Dame jetzt an, irgendwelche Vitamine und solches Zeug zu sich zunehmen. Und was passiert? Besserung der Depression, keine Stress-Attacken mehr. Schlussfolgert die Dame:
Da haben wir’s, das offenbar. Da beobachtet ein Mensch sich selbst und kommt zu einer Schlussfolgerung. Zu einem Ergebnis. Jedem seriösem Arzt graust es dabei: Selbstverständlich reiner Zufall. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wie sollte man das beweisen können? Sehen Sie…. diesen Hochmut kennt der Patient nicht. Diese Arroganz. Diese Überheblichkeit. Der Patient weiß nämlich.
Der weiß um seine Gefühle, der weiß um sein Leid. Und der weiß auch ganz genau, was er getan hat, was er geändert hat. Und kennt das Ergebnis.
Der ist auf das arrogante Geschwätz von uns Ärzten (hier fehlt die Studie! Das ist kein Beweis!) wirklich nicht angewiesen. Was all die Leitlinien-Herausgeber, die sich auf Studien stützen, übersehen:
Die Aussage, das „offenbar“ eines einzigen Patienten schlägt jede Studie. In den Augen dieses Patienten. Und nur darauf kommt es an.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz