Macht Omega 3 Blutung?

Artikel #818 vom 26.09.2016


Naheliegende Frage. Omega 3 hält das Blut flüssiger. Deswegen nehmen wir es. Denn dass „dickes“ Blut gefährlich ist, weiß jeder Infarktpatient. Deswegen bekommt ja jeder Patient mit Rhythmusstörungen, nach Herzinfarkt, mit Risikofaktoren blutverdünnende Mittel, angefangen bei ASS bis hin zu Marcumar.

Ich habe genügend Patienten mit ASS, denen von den Fachärzten geraten wird, auf Omega 3 genauso wie auf Fischverzehr (!!!) zu verzichten. Denn dann würde die Blutungsneigung ja noch verstärkt und gefährlich. Das sagen die wirklich. Und begründen das tatsächlich damit, „dass es für die Wirkung von Fischöl keine ausreichenden Studien gäbe, dafür aber die Studienlage für die leitliniengerechte Pharmamedikation mit Prasugrel und ASS eindeutig sei“ (Zitat!).

Der Patient ist verunsichert. Also fragt er den Experten. Herrn Prof. Dr. med. von Schacky, München. Und der weiß Tatsachen:

  • In großen klinischen Studien, an denen zehntausende Patienten mit koronarer Herzkrankheit über viele Jahre teilgenommen haben, waren in der Omega 3 - Gruppe nicht mehr Blutungen zu beobachten als in der Placebogruppe (PLEFA 2015;92:41-7).
  • Es besteht kein Zusammenhang zwischen Blutungsneigung bei der Behandlung des akuten Herzinfarkts und dem Omega 3- Index (Am J Cardiol. 2012;109:13). Beim akuten Herzinfarkt werden mehrere Medikamente eingesetzt, die eine Blutungsneigung machen. In dieser Situation müsste sich eigentlich der Zusammenhang offenbaren.
  • Wir haben über 2000 Patienten, die nach Lungenembolie MARCUMAR zur Hemmung der Blutgerinnung eingenommen haben, drei Jahre beobachtet. Die Patienten mit dem höheren Omega 3- Index verstarben seltener (mein Kommentar: Na, wenn das kein Beweis ist!).
  • In unserer Routinediagnostik finden wir immer wieder Personen, die einen Omega 3- Index von über 16% haben. (Also recht hoch). Eine Zeitlang haben wir alle angerufen und nach der Blutungsneigung gefragt. Keiner hat darüber berichtet.
  • Delfine haben einen Omega 3- Index von 20% (Höchstwert. Höher wird er auch bei Mensch nicht, das wird anscheinend reguliert). Delfine haben keine Blutungsneigung (PLEFA 2014;90:55).

Deutlicher geht´s nicht. Unser Patient wurde von seinen betreuenden Fachärzten, also Kardiologen wie üblich „angeschwätzt“. Da wird einfach irgendetwas behauptet.
Viele meiner Kollegen haben heute noch nicht kapiert, dass es ein Internet gibt. Dass mir meine Patienten amerikanische Fachliteratur auf den Tisch legen. Aufgeklärt sind.

Ich sollte einmal über „Vertrauen“ schreiben. Wohl unser heiligstes Gut. Vertrauen, das in den letzten Jahren in der Politik kaltherzig vernichtet wurde. Und das solche Ärzte, wie sie oben zitiert werden, auch in der heiligen Abhängigkeit zwischen Arzt und Patient zerstören.

Vertrauen!

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