Sport statt Tabletten

Artikel #866 vom 28.04.2017


Ein in Deutschland zunehmend gängiger Slogan. Seit der Spiegel vor 2 Jahren mit der „Heilkraft der Bewegung“ titulierte. Und Stern und Focus und Bild nachzogen.

Erinnern Sie sich? Professor Tölle von der Universität München möchte seinen Migränepatienten heute eben keine Tabletten mehr verschreiben. Die sollen, meint er, erst einmal das Joggen versuchen. Sei genauso wirksam.

Es kommt noch schlimmer: Professor Weisser von der Universität Kiel empfiehlt bei Bluthochdruck inzwischen Krafttraining. Muskelaufbau. Meint selbstkritisch „ früher wäre das ein Behandlungsfehler gewesen“. Heute nicht mehr. Wer oder was hat sich hier geändert? Der Patient jedenfalls nicht. Sollte sich wirklich die Medizin tagtäglich irren?

Ja. Drum: Lieber gleich Frohmedizin statt Drohmedizin. Sport statt Tabletten. Natur statt Industriemüll.

Professor Weisser meint nämlich, dass neuere Studien (Neuere! Den laufenden Menschen gibt’s erst 2 Millionen Jahre) zeigen würden, dass bei leicht erhöhtem Blutdruck 6‐12 Wochen Training „ebenso gut wirken wie ein Medikament“, denn: Im Muskel entstehen neue Gefäße, die alten weiten sich, das Blut fließe besser. Leicht erhöht? Was Prof. Weisser nicht weiß: Mehr Training plus Gewichtsreduktion senkt auch stark erhöhten Blutdruck.

Also: Sport statt Tabletten. Frohmedizin statt Drohmedizin.

Dieses neue Denken ist tatsächlich eine Katastrophe. Der Untergang. Der Konkurs für Höchst, Bayer, Pfizer. Könnte man meinen. Seien Sie unbesorgt: Deren PR‐Abteilung wird von Milliarden Euro gefüttert. Bald wird’s genügend Gegenstudien geben. Titel „Sport schadet“. Kennen wir alles längst von den Vitaminen.