Chemotherapie: Ein bisschen Wahrheit?

Artikel .1053 vom 03.02.2020


17 Jahre habe ich an der Universität gelernt und gelehrt. 17 Jahre meines Lebens. Eine deshalb wundervolle Zeit, weil hier die Wissens-Basis gelegt wurde, weil ich eine ungewöhnlich gründliche Ausbildung in modernster und schwierigster Medizin genießen durfte.

Schwierig deshalb, weil bei uns in der Uniklinik eben die schwierigsten Krankheitsfälle landeten. Zwangsläufig. Da lernt man auch, mit den seltensten Krankheiten umzugehen.

Damals war ich Mediziner wie viele meiner Kollegen. Heute bin ich Arzt. Und diese andere Qualität erforderte ein noch längeres Studium, noch mehr Zeit praktischen Lernens. Erst „draußen“ bin ich aufgewacht. Und habe verstanden

  • Schulmedizin beherrscht in hervorragender Weise die Hardware. Ihre Organe. Ihren Körper.
  • Und hat nur wenig Ahnung von der Software. Wie funktioniert denn das Ganze?

Besonders peinlich aus heutiger Sicht ist die Art und Weise, wie ich persönlich und damit auch alle meine Kollegen an der Nase herumgeführt wurden beim Thema „Chemotherapie“. Ich habe geglaubt zu wissen und habe das tödliche Gift in Flaschen mit bestem Gewissen angehängt. Sicher Hunderten von Patienten. Ich habe einfach nicht gewusst. Mein Fehler.

Was nicht gewusst?

Sie werden von heute an öfter einmal Beispiele, nämlich wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Chemotherapie zitiert bekommen. Beginnen wir mit einer der größten vorhandenen Studie.

Da hat man die Krebsregister von ganz Australien und ganz USA im Jahre 1998 ausgewertet. Das waren 72.964 Patienten in Australien, 154.971 Patienten in USA.

Alle diese Patienten hatten Krebs. 22 verschiedene Sorten von Krebs.

Und dann wurde ausgewertet die 5-Jahres-Überlebenszeit. Bei Patienten ohne Chemotherapie und bei Patienten mit Chemotherapie.

Erwartet wurde: Chemotherapie hilft. Wenigstens ein bisschen. Deswegen „vergiftet“ man den Patienten ja. Fügt ihm schlimmes Leid zu. Weil man sein Leben verlängern möchte. Ergebnis?

ERGEBNIS? Chemotherapie verlängerte die 5-Jahres-Überlebenszeit

  • bei 2,3% der Patienten (Australien)
  • bei 2,1% der Patienten (USA)

Diese Zahlen zeigen mir, dass ich an der Universitätsklinik Erlangen getäuscht wurde. Hätte ich diese oder ähnliche (gab es bereits) Zahlen gekannt (die gehören doch wohl zur Ausbildung), hätte ich mich als Arzt anders verhalten. Hätte zumindest meine Patienten anders aufgeklärt.

Das Schlimme ist eine abschließende Betrachtung in dieser Arbeit: In Australien ist die 5-Jahres-Überlebensrate bei Krebs ganz allgemein 60%. Was bedeutet, dass die 2,3% Gewinn durch Chemotherapie nur ein winziger Anteil sind. Doch eigentlich kaum zählt. Wenn Sie jetzt die Nebenwirkungen bedenken...

Ganz offenbar kamen den Verfassern der Studie ein paar Emotionen hoch. Die sagen abschließend, dass es DRINGEND erforderlich sei, sich mit Begründung und Rechtfertigung dieser äußerst kostspieligen Therapie zu beschäftigen.

Was glauben Sie? Wird das jemals passieren?

Quelle: Clin Oncol 2004 Dec; 16(8): 549

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