Artikel .1110 vom 22.02.2021
An der Universität Boston hat man weiter gedacht. Hat diese neuentwickelte KetoCal an Mäusen getestet. Welchen man (menschliche) Krebszellen in das Gehirn gepflanzt hat. Mäusen also mit schnell wachsenden Hirntumoren.
Und fand – wenn das keine Sensation ist – dass das Wachstum der Tumore
vermindert wurde. Die Tumore also langsamer wuchsen. Das Krebsgewebe signifikant weniger durchblutet wurde. Und die Überlebenszeit der kohlenhydratfrei ernährten Mäuse signifikant anstieg.
Heißt praktisch: Zuckerentzug hilft auch gegen Krebs im Gehirn (nicht heilt! Hilft).
Sie verstehen, liebe Leser, weshalb ich Ihnen immer und immer wieder vom Zusammenhang zwischen Krebs und Kohlenhydraten berichte. Es tut nämlich sonst kaum jemand. Sie würden diese glücklichen Nachrichten ja nirgendwo lesen. Jedenfalls nicht in den medizinischen Fachzeitschriften wie Focus, Spiegel, Bunte, Madame …
Woher ich das weiß? Soeben habe ich einen Patienten mit operiertem Hirntumor, jetzt ausgedehnten Metastasen in die Uniklinik eingeliefert. Von dieser neuen Behandlungsmöglichkeit ist dort nichts (in Worten NICHTS) bekannt. Und die hier zitierte Arbeit trägt die Überschrift:
The calorically restricted ketogenic diet, an effective alternative therapy
for malignant brain cancer
Meine aktuelle Bitte war: Man könnte es doch wenigstens zusätzlich versuchen, oder?
Denn hier steht „effective“ und „cancer“. Freilich: dazu müsste man englisch lesen. Ist laut Prof. Antes rund 80% der deutschen Ärzte nicht gegeben … (News vom 09.01.2009 siehe unten angehängt).
Und wir wundern uns? Und wenn´s Ihr Kind wäre? (News vom 24.07.2017.de)
Viele von Ihnen wundern sich. Über eine ganz offensichtliche Diskrepanz. Über den Unterschied zwischen dem, was Sie in diesen News oder in meinen Büchern lesen ... und den Erzählungen Ihres Hausarztes oder den Erfahrungen in Ihrer Klinik.
Tatsächlich können Sie hier hautnah den Unterschied zwischen „der Welt des Wissens und der deutschen Versorgungswirklichkeit“ studieren (Zitat Professor G. Antes in der FAZ).
In meiner Sprache: Die Medizin weiß ... nur der deutsche Hausarzt nicht. Wir sind in der Medizin so sehr viel weiter. Wir wissen genau, wie man keinen Krebs bekommt, wie man keinen Herzinfarkt bekommt, wie man keinen grauen Star bekommt, wie man keinen Alzheimer bekommt, wie sämtliche Blutdruck-Diabetes-Blutfett-Tabletten überflüssig sind und werden. Die Medizin weiß längst Bescheid.
Nur die deutsche Medizin nicht. Schreibt und begründet Professor Antes in der FAZ ganz präzise.
„Unzählige Studien haben in den vergangenen 40 Jahren gezeigt, dass die Verwirklichung von Wissen, von medizinischem Wissen, erschreckend langsam erfolgt und die verschenkte Zeit vermeidbare Todesfälle zur Folge hat“.
Ein Hauptgrund ist die Sprachbarriere. Alle wichtigen, alle neuen Ergebnisse klinischer Studien werden „ausnahmslos“ in englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht und „haben einen Impakt-Faktor“ (Anzahl der Zitierung), die bis zum 50-fachen über denen deutscher Zeitschriften liegt.
Anmerkung: Jetzt verstehen Sie, weshalb meine wissenschaftlichen Veröffentlichungen ausnahmslos in führenden amerikanischen Zeitschriften nachzulesen sind. Anmerkung Ende.
Jetzt kommt's: Professor Antes zitiert Studien, wonach 80% der deutschen Ärzteschaft in der beruflichen Routine nichts in englischer Sprache lesen. Und sie damit „zwangsläufig von dem globalen Wissenspool abgeschnitten sind“.
Und die restlichen 20% der deutschen Ärzte, die sich täglich in englischer Sprache weiterbilden? Die werden „von ihren Organisationen und Verbänden weitgehend im Stich gelassen“. Professor Antes spricht von „einer erstaunlichen Ignoranz und weitverbreitetem Desinteresse“ dieser Organisationen (soll ich sie nennen?), was dazu führt, „dass selbst Universitätskliniken sowie der größte Teil der Ärzteschaft keinen Zugang zu den relevanten Wissensquellen hat“.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Vielleicht verstehen Sie jetzt, weshalb Sie in meinen News immer so „andere Medizin“ erfahren. Weshalb ich die „Welthauptstadt der Medizin“, nämlich das NIH so oft direkt oder indirekt zitiere. Das Wissen ist da. Weltweit. Bloß eben nicht unbedingt in Deutschland.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz