Tabletten auf den Müll!

Artikel .1143 vom 11.10.2021


Ist nicht etwa der verschämt gehauchte, frömmliche Wunsch eines Epigenetikers aus Roth, sondern wird soeben – erstmals! – zum offiziellen Statement.

Berichtet der SPIEGEL Nr. 33/ 14.08.2021, Seite 98 unter dem Titel „WEG MIT DEN PILLEN“. Angekündigt wird die erste internationale Konferenz zum Thema.

Thema? In der amerikanischen Fachliteratur längst unter „Deprescribing“ bekannt.
Auf Deutsch dem „Ent-Verschreiben“.

Für diese Konferenz sei es „höchste Zeit“, so der SPIEGEL. Denn der Alltag für ältere Patienten besteht nun einmal aus der Tabletteneinnahme. Beispielsweise 12 täglich. Oder, hier beschrieben, eine 85-jährige Dame mit 16 hochwirksamen Präparaten. Tagtäglich.

Gewusst? Offiziell: Ab fünf Substanzen drohen unkalkulierbare Wechselwirkungen. Wohl verstanden. Keine im Waschzettel beschriebene Nebenwirkung, sondern völlig neue, lebensgefährliche Komplikationen.

Denn dass sich 14 verschiedene Tabletten zufällig als Segen entpuppen, die Dame wieder gesund, fröhlich zwitschernd und 20 Jahre jünger werden lassen, das glaubt selbst ein Pharmareferent nicht. Und Sie schon gar nicht.

Oft genug haben Sie in diesen News gelesen, dass Kinder Ihren Eltern die verordneten 10, 12, 14 Tabletten in höchster Not (!) einfach weggenommen haben. Und dass die alten Herrschaften plötzlich auflebten. Normal wurden. Ansprechbar. Taumeligkeit und Verwirrung schwanden… Alles Tatsachen, jedem altgedienten Hausarzt wohl bekannt.

Dahinter steht selbstverständlich nicht böser Wille. Sondern – im SPIEGEL beschrieben – mangelnder Überblick. Mehrere Ärzte werden konsultiert, dann zwei bis drei Krankenhäuser, und so summieren sich die Tabletten. Oft genug wird ein Medikament verschrieben, damit es die Wirkung eines anderen aufhebe …

Typisches Beispiel: Sie bekommen ein Rheumamittel, und weil das auf den Magen schlägt, gleichzeitig einen Säureblocker. Der Sie dann dement macht. Nennt man dann: „Was wollen Sie… das ist das Alter!“. Nö. Das „Alter“, also die Demenz kann sehr wohl Pantoprazol heißen …

ERSTAUNLICH: Wird im SPIEGEL – bezeichnenderweise von Jörg Blech, sollten Sie kennen – vorgeschlagen, dass man selbst etwas tun könne. Eigenverantwortung. Eigeninitiative. Man könnte sehr wohl

eine Liste der Medikamente erstellen. Nachschlagen. Wechselwirkungen und Nebenwirkungen googeln. Und vielleicht draufkommen, dass die Hälfte der Medikamente tatsächlich überflüssig sind.

Hilfestellung sehr wohl in diesen News. Beispiel Omega 3 statt ASS. Oder strikt no carb statt Magensäureblocker (Sodbrennen).

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