Artikel .1146 vom 01.11.2021
Immer diese Horrornachrichten. Da grauts mir.
Aber von Anfang an. Das Problem ist menschengemacht. Antibiotika töten Bakterien ab. Das ist in vielen Fällen lebensrettend. Vielfach werden Antibiotika aber falsch eingesetzt, vor allem in der Erkältungszeit. Sie helfen kaum. Das wissen auch die Ärzte, nur gehen sie den Weg des geringsten Widerstandes, denn etliche Patienten erwarten, dass ihnen ein Antibiotikum verschrieben wird.
Mit jeder Einnahme des Medikaments steigt der Druck auf die Bakterien. Wie alle anderen Lebewesen mutieren sie. Durch Zufall entstehen neue Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind. Sie vermehren sich in den Körpern der Menschen, die öfter Antibiotika einnehmen, besonders stark. Und sie werden munter zum Nächsten, dem lieben Mitmenschen, übertragen.
Die unnötig verschriebenen Antibiotika in den Hausarzt-Praxen ist das eine Problem. Das andere Problem ist der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung. Masthühner werden zu Tausenden in einem Stall gehalten, auf viel zu engem Raum. Täglich werden die Tiere nach Krankheiten grob oberflächlich (wie auch sonst) untersucht. Zeigen nur wenige Tiere Anzeichen, werden dem Trinkwasser Antibiotika zugesetzt. Davon trinken nicht nur die betroffenen Tiere, sondern alle. Die ideale Bedingung für die Bildung multiresistenter Keime.
Übrigens ist in der Bio-Landwirtschaft die Gabe von Antibiotika viel strenger geregelt. Erhalten Tiere mehr als einmal pro Jahr Antibiotika, dürfen sie nicht mehr als Bio-Ware verkauft werden. Ökobauern sind daher sehr zurückhaltend mit dem Einsatz und setzen lieber auf gute Lebensbedingungen für die Tiere.
Die WHO und viele Länder kennen die Gefahr. In Deutschland gehen die Antibiotika-Verschreibungen zurück. Gut so. Es wird auf strengere Regelungen in der Tierhaltung gedrängt. Gut so. Außerdem setzt die Politik auf die Entwicklung neuer Medikamente. Gar nicht gut so. Dauerzustand gesichert.
Ach Kinder! Mal nachdenken? Das verschiebt das Problem nur weiter.
Wir haben die effektivste Waffe gegen multiresistente Keime bereits – unser Immunsystem. Wir müssen es nur richtig einsetzen.
So einen ähnlichen Gedanken hatten drei Wissenschaftler der Charité in Berlin. Sie suchten nach wissenschaftlichen Artikeln, die sich mit der antimikrobiellen Wirkung von Vitamin D beschäftigten. Also nur einer einzelnen natürlichen Substanz. Freilich: Immerhin ein Anfang. Ergebnis:
Vitamin D könnte gegen multiresistente Keime helfen. Bislang wurde die Wirkung des Vitamins allerdings noch nicht systematisch erforscht.
Auf der einen Seite freut mich das Ergebnis. Es tut sich was. Auf der anderen Seite, … dieses ständige könnte, eventuelle, möglicherweise.
Vitamin D heilt. Vitamin D stärkt das Immunsystem. Ich habe es tausendfach bei meinen Patienten gesehen. Viele, viele Ärzte in Deutschland ebenfalls. Es ist daher nur logisch, dass Vitamin D auch gegen multiresistente Keime wirkt. Eine Selbstverständlichkeit.
Wenn die Kollegen in der Charité erst mal das (geheimnisvolle?) Aminogramm entdecken würden … So in 10 bis 15 Jahren dürfte das der Fall sein. Nota bene: In der Tiermedizin ist Zufütterung von Aminosäuren längst selbstverständlich. Na ja: Da geht´s ja auch um WERTE, sprich Geld.
Quelle: Golpour A, Bereswill S, Heimesaat MM. Antimicrobial and Immune-Modulatory Effects of Vitamin D Provide Promising Antibiotics-Independent Approaches to Tackle Bacterial Infections - Lessons Learnt from a Literature Survey. Eur J Microbiol Immunol (Bp). 2019;9(3):80-87.
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