Artikel .1155 vom 03.01.2022
Ergebnisse einer Studie von 2020 zeigen ein anderes Bild. Die Idee, warum Muskeln auch das Prostata-Krebs-Risiko reduzieren müsste, ist folgende:
Während des Sports setzt die Muskulatur Stoffe frei, die direkt auf das Immunsystem wirken.
Vor allem wirken vier unterschiedliche MYOKINE Krebs entgegen. Myokine sind Botenstoffe, die nur von der Muskulatur hergestellt werden können. Unter anderem zählt ein Stoff dazu, der dafür sorgt, dass Killerzellen die Blutbahn verlassen und in Tumore eindringen, um sie dann zu vernichten. Die Konzentration dieses Stoffes steigt durch Sport an. Genau das brauchen Sie! Denn winzige Tumore bilden sich ständig. Ständig heißt täglich! Drum Sport täglich!
Wenn Sie Krafttraining betreiben, unterstützen Sie Ihr Immunsystem bei seiner Aufgabe, die winzigen Tumore so schnell wie möglich zu beseitigen.
Anstrengender Sport erhöht außerdem die Anzahl der Leukozyten, spezieller Immunzellen. Der Schutz vor Krebs erhöht sich dadurch ebenfalls.
In der Studie in Australien ließen die Wissenschaftler Männer im Alter zwischen 60 und 73 Jahren Krafttraining absolvieren. Vor und nach dem Training wurde ihr Blut auf Myokine und weitere Stoffe des Immunsystems untersucht. Die Messungen zeigten signifikante Unterschiede.
Außerdem wurden extra für das Experiment herangezüchtete Prostata-Krebs-Zellen mit dem Blut der Männer in Kontakt gebracht. Handelte es sich um Blut, welches den Männern VOR dem Krafttraining abgenommen wurde, lebten die Krebszellen unverändert weiter. Kamen die Krebszellen mit dem Blut in Kontakt, welches den Männern NACH dem Training abgenommen wurde, reduzierten sie ihre Aktivität.
Die Wissenschaftler führen das auf die erhöhte Konzentration bestimmter Immunzellen und Myokine zurück. Zu bemerken: Der Effekt war nach einmaligem Training messbar!
Trainieren Sie täglich, bis es weh tut. Damit reduzieren Sie Ihr Krebsrisiko erheblich.
Falls Ihnen als Onkologe dies alles zu primitiv und banal klingt (…Chemotherapie über alles!), dann nennen Sie dieses Verfahren einfach seriös-wissenschaftlich: EPIGENETIK. Dafür gab’s einen Nobelpreis. Muss man als Onkologe natürlich nicht wissen.
Quelle: Hwang JH, McGovern J, Minett GM, et al. Mobilizing serum factors and immune cells through exercise to counteract age-related changes in cancer risk. Exerc Immunol Rev. 2020;26:80-99.
Muskeln schützen vor Krebs
Wieder einmal so ein völlig unerwartetes Ergebnis. Aber nicht wegzudiskutieren. Wissenschaftlich herausgearbeitet vom Department of Biosciences, Karolinska Institut, sowie von Forschern der University of South Carolina.
Zugrunde liegen Daten von 8.677 Männern (20-82 Jahre) vom Cooper Institut in Dallas, Texas.
Ergebnis: Je mehr Muskelmasse und Muskelkraft, desto weniger Krebs.
Das war's auch schon.
Genauer: Im Verlauf von 23 Jahren (Dauer der Studie) trat bei den stärksten Menschen 10,3-mal pro 10.000, bei den schwächsten 17,5-mal pro 10.000 Krebs auf. Interessant zunächst auch der Zusammenhang mit dem BMI: Die Krebshäufigkeit war 10,9/13,4/20,1 pro 10.000 für die drei BMI-Bereiche 18,5 - 25 / 25 - 30 / über 30. Dann aber nach genauer Berechnung: Muskelkraft schützt stärker. Hat die anderen Risiken wie BMI, Körperfett, Leibesumfang "vom Tisch gewischt".
Muskelkraft also schützt vor Krebs (außer Prostatakrebs). Der stärkste Schutz bestand gegenüber Krebs im Magen/Darm-Bereich.
Fazit: Die Forscher reden einmal nicht um den heißen Brei herum: "Es ist biologisch plausibel, Krebssterblichkeit bei Männern zu verringern durch regelmäßiges Krafttraining mindestens 2 Tage pro Woche. Dabei sollten sich Krafttraining wie auch Ausdauertraining gegenseitig ergänzen".
Mein Kommentar: Krafttraining strengt an. Tut weh. Erfordert Disziplin. Deshalb wird in Deutschland Krafttraining lieber durch Maßnahmen wie die Koloskopie ersetzt. Irgendwann ist uns Deutschen das Wort „Eigenverantwortung“ ein bisschen verloren gegangen.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz