Artikel .1193 vom 26.09.2022
Beunruhigen viele von Ihnen. Besonders dann, wenn sie unerklärt bleiben. Leberwerte also immer wieder auf dem Laborbogen als „erhöht" gekennzeichnet werden, aber selbst hartnäckiges Nachfragen beim Hausarzt, beim Internisten nicht zu einer Klärung, zur Lösung des Rätsels führt.
Wieder einmal und erneut: Ich bin privilegiert. Ich hab´s leichter als die meisten Ihrer Ärzte. Zu mir kommen nämlich bevorzugt Menschen nach einer Ärzte-Odyssee. Waren bereits in Krankenhäusern, wurden gründlich untersucht. Typisches Ergebnis: Nix.
Sehen Sie: Meine Ärzte-Kollegen haben die gleiche Ausbildung wie ich. Zu deren Ergebnissen, Aussagen habe ich sehr wohl Vertrauen, besonders wenn es um die Apparate-Medizin geht. Weiß also, was sie, die Kollegen denken. Und weiß daher sehr genau, was sie eben NICHT denken.
Was sie nicht untersuchen. Beispielsweise das Aminogramm. Beispielsweise routinemäßig EBV-Titer, oft genug auch nicht Vitamin D, Omega 3 etc. etc. Sie kennen sich aus.
Kommt ein Zweites erschwerend (für mich natürlich erleichternd) hinzu: So mit knapp 80 Jahren hat man eben doch schon einiges erlebt. Besonders dann, wenn man seinen Körper – gebe ich gerne zu – geschunden hat, über Gebühr beansprucht hat, aber auch sich selbst immer wieder als Versuchskaninchen benutzt hat. Da sammelt sich dann einiges an Erfahrung. Möchte ich Ihnen demonstrieren an der folgenden mail und der kurzen Antwort:
„Ich bin Arzt und Triathlet, ca. 15 – 18 Stunden pro Woche Training (!!!!). Habe in den letzten beiden Jahren immer wieder leicht erhöhte Leberwerte, aktuell GOT, GPT 55, GGT 96 U/l.
Bin gastroenterologisch, hepatologisch, sportmedizinisch vollständig abgeklärt, kein Befund. Ernähre mich sehr bewusst... Wie sehen Sie mein Laborproblem?"
Na, ja. Es gibt sehr empfindliche, aber – beneidenswert – auch indolente Menschen. Der Kollege ist sensibel, körperbewusst. Kein Wunder bei diesem Trainingsumfang. Den irritieren also auch schon leicht erhöhte Leberwerte. Eine GGT von 96 (normal bis 60) fällt ihm auf.
Mir nicht. Leberwerte, Transaminasen habe ich über 500.000-mal in meinem Leben bewusst (!) gelesen. Wissen Sie weshalb? Weil meine eigenen Leberwerte erhöht sind. Immer wieder. Mal sehr hoch, mal nur ein bisschen. Hat mich anfänglich selbstverständlich auch irritiert. Heißt aber andererseits:
Auch ein sehr gesunder Mensch, und als solchen bezeichne ich mich, hochleistungsfähig, was Körper und Hirn anbelangt, kann mit erhöhten Leberwerten sehr glücklich leben.
Besonders interessant die Beobachtung, dass nach erschöpfenden Wettkämpfen die Leberwerte stark anstiegen, in Ruhe sich praktisch normalisierten. Und natürlich fand ich bei mir – gibt´s relativ häufig – Antikörper gegen Hepatitis A und Hepatitis B. Also habe ich das Ganze
NARBE,
pauschal eine Narbe „in meiner Leber" genannt. Ein Restzustand. Die Leber hat sich den Virusinfekt von damals ganz einfach gemerkt und ist jetzt ein bisschen ... empfindlicher. Ihr gutes Recht.
Gibt´s bekanntlich auch bei Pankreatitis. Bei chronischer Pankreatitis, meist durch den üblichen Alkoholgenuss. Kann ausheilen. Wenn dann die Bauchspeicheldrüse auch nur durch einige wenige Tropfen Alkohol gereizt wird, steigen Lipase, Amylase sofort an. So also definierte ich „Narbe".
Meine Antwort:
„Lieber Herr Kollege ...
• Hab ich auch.
• Fast immer „Narbe" nach üblichem Virus. Häufig EBV, natürlich auch Hep A, B, C möglich.
• Leberwerte müssten schwanken. Nach Wettkampf viel höher.
Leider habe ich eine Antwort/Bestätigung dieser letzten Vermutung nicht bekommen.
FAZIT: Ihre Leber, so erkläre ich Ihnen auf Ihre ängstlichen Fragen immer wieder, Ihre Leber... die kriegen Sie einfach nicht klein. Die ist sowas von widerstandfähig, resistent. Sie dürfen hier ruhig ein bisschen mehr Gottvertrauen bzw. Körpervertrauen entwickeln... In die Knie zwingen Sie dieses wundervolle Organ nur durch massive Vergiftung (Knollenblätterpilz, Alkohol und ähnlicher Schmutz).
© 2024 Dr. Ulrich Strunz