Süßigkeiten töten… langsam, aber sicher.

Artikel .1197 vom 24.10.2022


Gemach, gemach: Es kommt auf die Ausgangslage an. Will sagen: Wenn Sie schlank, fit, abwehrstark sind, täglich Sport treiben, Ihr Insulinspiegel erfreulich tief liegt (Stichwort Insulinresistenz), dann wird Ihnen Zucker, Süßigkeiten ab und zu natürlich nicht schaden. Werden Ihren Blutzucker, werden Ihr Insulin nur unwesentlich anheben.

Übrigens: Während des Ausdauersports können Sie Zucker (Gels) zu sich nehmen, ohne dass Insulin ansteigt. Gewusst? Radprofis, die täglich fünf bis sechs Stunden unterwegs sind, kennen keine Insulinresistenz.

Sind Sie aber ein Normalmensch, wie zwei Drittel Ihrer Mitbürger, also mit leichtem oder deutlichem Übergewicht, mit der unvermeidlichen Insulinresistenz, reagiert Ihr Körper ganz anders: Da genügen schon geringe Mengen Zucker, da genügt eine Kartoffel, eine Pizza, und Blutzucker, Insulin, Entzündungswerte steigen an. Deutlich.

Diese Unterscheidung ist für Sie lebenswichtig. Erklärt natürlich die ewigen Streitereien in Ernährungsforen:" Bei mir ist das aber ganz anders". Ja eben. Es kommt auf die Ausgangslage an.

Nehmen wir an, Sie sind ein Normalbürger. Dann möchte ich Sie heute einmal von der Flanke angreifen, Sie drangsalieren. Sie erschrecken. Ihnen etwas über den Zusammenhang von Zucker, von leeren Kohlenhydraten und dem gefährlichen Stresshormon Cortisol erzählen.

Cortisol, das auch in meinem Gehirn, präziser im Hippocampus, dem Gedächtniszentrum, verheerende Wirkungen anrichten... kann.

Also dann mal los: Stress kennen Sie.

Die Liste an Aufgaben ist länger, als es der Tag erlaubt. Immer bleibt etwas liegen, stapelt sich weiter auf. Viele Menschen greifen in solchen Situationen zu Süßigkeiten. Kein Wunder, wird nach dem Verzehr das Belohnungssystem im Gehirn aktiv, Sie fühlen sich wieder besser. Sie sind motiviert, weiterzumachen. Lange hält das allerdings nicht an.
Was viele nicht wissen, neben dem Dopaminspiegel steigt auch der Cortisolspiegel an. Cortisol ist das Stresshormon.
Ist der Cortisolspiegel erhöht, kommt es zu einer Reihe schädlichen Reaktionen im Organismus:

  • Cortisol baut Eiweiß ab: Die Haut wird faltig, Muskelmasse schwindet, Knochen verlieren ihre Stabilität.
  • Cortisol steigert die Aufnahme von Glukose über den Darm.
  • Cortisol erhöht den Blutzuckerspiegel.
  • Cortisol trägt zur vermehrten Einlagerung von Fetten bei.
  • Bei einem zu hohen Cortisolspiegel sterben Nervenzellen im Gehirn ab.
  • Cortisol erhöht den Blutdruck.
  • Cortisol vermindert die Durchblutung.
  • Bei einem zu hohen Cortisolspiegel scheiden die Nieren weniger Wasser aus, es kann zu Wassereinlagerungen im Gewebe kommen.
  • Cortisol hält Natrium zurück und erhöht die Ausscheidung von Kalium. Das kann zu Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche oder verminderten Reflexen führen
  • Cortisol stimuliert die Sekretion von Magensäure, das kann langfristig die Magenschleimhaut beschädigen.

Wenn Sie gestresst sind, ist ihr Cortisolspiegel von vorneherein erhöht und das Stresshormon richtet alle möglichen Schäden an. Treiben Sie ihren Cortisolspiegel mit einem Stück Kuchen oder einer Tüte Gummibärchen weiter in die Höhe, wird der Schaden noch größer.
Bauen Sie Cortisol lieber gezielt ab, indem Sie:

  • Tief, langsam und bewusst atmen, insbesondere aaaausatmen.
  • Laufen gehen. Leicht, locker, lächelnd.
  • No Carb, also keine LEEREN Kohlenhydrate.
  • Proteinshakes. Sie dürfen sich auch mal verwöhnen.

Quelle: Zänkert S, Kudielka BM, Wüst S. Effect of sugar administration on cortisol responses to acute psychosocial stress. Psychoneuroendocrinology. 2020;115:104607.