Artikel .1210 vom 23.01.2023
Darmzotten? Nun ja, Sie wissen, dass Ihr Darm (unter dem Mikroskop) innen nicht eine glatte, flache Schicht ist. Sondern überdeckt ist von winzigen Ausstülpungen. Geniale Erfindung der Natur: Dadurch vergrößert sich die aktive Darminnenfläche, Sie können die Nahrung besser und schneller aufnehmen.
Oooh! Wenn ich also nur ganz kleine, wenige Darmzotten hätte... würde mein Essen an der Darmwand entlang- und hinunter- rauschen... und ich bliebe trotz Essens schlank?
Ja freilich. Gibt es. Nennt sich Zöliakie. Folge von Gluten-Unverträglichkeit. Seh´ ich vor mir dürre, untergewichtige, blasse Patienten, die einfach nicht zunehmen können.
Leider, leider haben Sie als gesunder Mensch kaum eine Möglichkeit, Ihre Darmzotten zu verkürzen, zu verkleinern. Haben´s aber kinderleicht, die Zotten und damit die aktive Darminnenfläche zu vergrößern. Resultat?
Sie essen ganz normal (Zitat: „Herr Doktor, ich esse sooo gesund!") und nehmen ständig zu. Immer mehr. Können machen, was Sie wollen. Ihnen bekannt?
Tja. Woher das kommt? Hat man erforscht an Mäusen.
Eine Ernährung mit einem hohen Fructose-Anteil (Fruchtzucker) lässt Darmzotten wachsen. Beispielsweise um 40%. Die nehmen also ihr Futter beinahe doppelt so gut auf... Könnte das auch bei Ihnen der Fall sein? Wie viel Fruchtzucker (verborgen in praktisch allen Nahrungsmitteln) essen Sie denn?
Evolutionsbiologisch ist diese Anpassung äußerst pfiffig. Bis vor einigen Jahrhunderten hatten Menschen nur im Herbst Zugang zu Fructose, wenn die Früchte reif waren. Durch die Verlängerung der Darmzotten konnten sie im Herbst mehr Fette und Kohlenhydrate aufnehmen. Das erleichterte es ihnen, sich ein Fettpolster anzulegen. Das war wichtig, um über den Winter zu kommen. Leider steckt heute Fructose in viel zu vielen Lebensmitteln. Etliche Menschen (etliche??) haben daher wahrscheinlich das ganz Jahr über zu lange Zotten, der Organismus legt ständig Fettpolster an.
Die Länge der Zotten beeinflusst zudem die Hormone, die das Hungergefühl steuern. Je länger die Zotten, umso mehr muss man essen, bis man sich satt fühlt. Aber nicht nur das, lange Zotten lassen einen auch viel schneller wieder hungrig werden. Aus Sicht der Evolution ist auch das genial. Man soll essen, so viel man kann, bevor die Nahrung im Winter knapp wird. Leider wird die Nahrung und vor allem Fructose bei uns nicht, besser gesagt nie knapp.
So viel zu dem von mir so geliebten Obstsalat. War früher Hauptteil meiner täglichen Ernährung. Hat mir dann eine Fructose-Intoleranz eingebracht: Heute verursacht mir süßes Obst Blähungen. Leider.
Zugenommen freilich (siehe oben) hatte ich nicht. Weshalb nicht? Weil ich die Fructose-Kalorien verbrannt habe. Es gibt da eine zugegeben höchst ungewöhnliche, allerdings geniale natürliche Methode. Kommen Sie drauf?
Quelle:
© 2024 Dr. Ulrich Strunz