Organe unter Druck

Artikel .1225 vom 08.05.2023


Dass Dauerstress der Herzgesundheit schadet, weiß die Medizin aus der Praxis. Der täglichen. Was da ganz genau passiert, wusste man lange nicht. Nun hat Harvard-Mediziner Ahmed Tawakol das Rätsel mit einer Langzeitstudie an gut 300 Mittfünfzigern geknackt.

Die Studie beginnt im ältesten Teil des menschlichen Gehirns: in der Amygdala. Hier liegen zwei mandelgroße Nervenbündel (daher auch der Name „Mandelkern") – einer links, einer rechts, auf Augenhöhe. Diese Nervenbündel springen immer dann an, wenn wir uns erschrecken oder ängstigen. Augen an Hirn: Hilfe! Hirn an Amygdala: Adrenalin anfordern! Schon werden die Nebennieren angefunkt, und die Stressreaktion geht los.

Tawakols Team konnte nun messen, dass die Amygdala unter Dauerstress daueraktiv ist. Diese erhöhte Nervenaktivität führt zu einer CHRONISCHEN ENTZÜNDUNG – sichtbar durch

  • erhöhte Knochenmarkaktivität und
  • von innen angegriffene Arterien.

Und das ist das Problem: Beschädigte und verdickte Adern begünstigen Herz-Kreislauf-Krankheiten. Konkret: Das Infarktrisiko gestresster Studienteilnehmer steig um 60 Prozent!

Stress verfettet außerdem die Leber. Das passiert, weil Cortisol die Leberenzyme stört, die normalerweise Fett abbauen. Unter Stress schaffen sie das nicht.

Kommen zur Fettleber noch Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck dazu, ist das „tödliche Quartett" komplett – Hintergrund für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in Deutschland die häufigste Todesursache.

Stress schlägt außerdem auf den Magen. Sodbrennen. Unangenehme Säure im Mund, die eigentlich in den Magen gehört. Die Hausarztpraxis gibt gerne gleich Säureblocker. Mit gravierenden Nebenwirkungen: Entzündung im ganzen Körper, schwächelndes Immunsystem, schlechte Aufnahme von Vitamin B12 und Magnesium. Ergebnis: noch mehr Nervosität, noch mehr Stressgefühl. Einfachste Abhilfe: Täglich länger joggen oder – strikt no carb.

So wie Dauertempo auf der Autobahn mehr Sprit verbrennt, verbraucht der Körper unter Dauerstress mehr Nährstoffe.

  • Magnesium: Mit Magnesium bauen wir Energiemoleküle, und unter Stress brauchen wir mehr davon.
  • Zink: Unser Immunsystem braucht Zink. Je mehr Stress, desto heftiger arbeitet das Immunsystem, desto höher der Zinkbedarf. Viel höher!
  • Kalzium: Nervenimpulse und Herzschlag funktionieren mit Kalzium. Auch hier gilt: Je mehr Impulse, desto höher der Bedarf.

Abhilfe? Messen, auffüllen.

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