Kleingärtner – die kommende Lebensform

Artikel .1227 vom 22.05.2023


Mit zunehmendem Alter verändern sich die epigenetischen Strukturen. Insgesamt nimmt die Methylierung der DNA sowie die Menge an Histonkörpern ab. Als Methylierung wird das Anhängen von Methylgruppen an die DNA bezeichnet. Methylgruppen sind übrigens kleine Moleküle, die aus einem Kohlenstoffatom und drei Wasserstoffmolekülen bestehen. Histonkörper sind hingegen viel größer, sie bestehen aus Protein. Normalerweise ist die DNA um Histonkörper gewickelt. Nimmt die Methylierung der DNA ab, liegen immer mehr DNA-Abschnitte frei. Die Reduktion an Histonkörpern führt dazu, dass immer längere DNA-Abschnitte nicht aufgewickelt sind. Die DNA verliert dadurch an Stabilität. Nicht gut, denn das führt zu Schäden.

Auch die Enden der Chromosomen, die Telomere, verlieren ihre Stabilität. Das verkürzt sie. Beides, DNA-Schäden und verkürzte Telomere sind typisch für den Alterungsprozess, für Krankheit und verfrühten Tod. Die gute Nachricht: sowohl die Methylierung der DNA als auch die Menge an Histonkörpern hängt weniger vom Alter als vom Lebensstil ab. Ernährung ist dabei besonders wichtig.

 

  • Nahrungsproteine: Sowohl die Histone als auch die Enzyme, die die Methylierung regulieren, sind aus Proteinen aufgebaut. Eine gute Proteinversorgung ist wichtig, damit diese Abläufe richtig funktionieren. Erzähl ich Ihnen seit 33 Jahren. Eiweiß? In der kläglichen Schulmedizin ein überflüssiges Randthema ...

 

  • Folsäure, Vitamin B12, B6 und B2: Diese B-Vitamine sind indirekt für die Methylierung verantwortlich. Sie bauen HOMOCYSTEIN zu Methionin ab, was daraufhin zu S-Adensolsylmethionin (SAM) umgebaut wird. SAM gibt anschließend Methylgruppen für die Methylierung der DNA ab. Erhöhte Homocysteinwerte sind typisch für viele chronische Erkrankungen. Oft gehen erhöhte Homocysteinwerte auch mit einer verminderten DNA-Methylierung einher. Muss nicht passieren, wenn man mit den genannten B-Vitaminen gut versorgt ist. Na, und? Heute schon Ihren Vitamin-B-Komplex geschluckt?

 

  • Cholin und Betain: Aus Cholin (Eigelb) entsteht ebenfalls S-Adenosylmethionin, welches daraufhin Methylgruppen für die Methylierung zur Verfügung stellt. Cholin und Betain tragen aber auch zur Reduktion des Homocysteins bei. Cholin gilt als vitaminähnliche Substanz und kommt in hoher Konzentration in Eiern vor. Er gilt als semiessenziell. Das heißt, der Körper kann einen Teil seines Bedarfs selbst herstellen, aber nicht den gesamten. Betain kommt ebenfalls in vielen verschiedenen Lebensmitteln vor (nachgucken!!) und wird zu Cholin oxidiert.

 

Zwar sind eine zu geringe Methylierung und zu wenige Histonkörper typisch für das Altern und für Krankheit, aber ganz so einfach ist es nicht. Oft verändert sich die Epigenetik in Richtung krank. Bei vielen Krebserkrankungen sind beispielsweise Gene, die für die Herstellung sogenannter Tumorsuppressorproteine zuständig sind, ZU STARK methyliert. Ihre Informationen werden nicht häufig genug abgelesen. Es bilden sich zu wenige Tumorsuppressorproteine. Entartete Zellen werden nicht mehr erkannt...

Dies ist nur ein Beispiel. Fast jede chronische Krankheit geht mit typischen epigenetischen Veränderungen einher. Viele davon werden gerade erst erforscht. Sie sind hier an vorderster Front!

Sicher richtig ist jedenfalls, dass Low Carb und sekundäre Pflanzenstoffe, wie sie in Gemüse und Obst vorkommen, epigenetische Schalter auf gesund stellen.

  • Resveratrol, ein sekundärer Pflanzenstoff welcher vor allem in Kakao, Erdnüssen und Traubenschalen vorkommt, wirkt sich positiv auf die Aktivität der Histonkörper aus und verändert damit die Epigenetik in Richtung gesund.
  • Kohlgemüse enthält besonders viel Sulforaphan. Dieser sekundäre Pflanzenstoff verändert die Methylierung und Histonkörper ebenfalls hin zu gesund.
  • EGG, ein Bestandteil von grünem Tee, wirkt der zu starken Methylierung von Tumorsuppressorgenen entgegen und reduziert damit das Krebsrisiko
  • Zwiebeln und Zitrusfrüchte sind reich an Quercentin, ein weiterer Stoff, der sich positiv auf die Histonkörper auswirkt.

Dies sind nur einige Beispiele. Wahrscheinlich werden in den nächsten Jahren viele weitere Wirkungsweisen sekundärer Pflanzenstoffe entdeckt. Wir stehen erst am Anfang! Nur: interessiert mich immer weniger. Glücklich jeder Kleingärtner, jeder Landwirt, der dieses ganze Biochemie-Zeug gar nicht wissen WILL!! Der beißt einfach hinein, ins Grünzeug...

PS: Soeben kommt meine kluge Frau aus dem Garten. Mit einer dicken Handvoll Schnittlauch. Die genießt sie gleich im Rührei (Cholin! Gehirn'!).

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